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Ein mächtiger
Gebäudekomplex hat den Münchner Platz fest im Griff. Der Platz, in der
Südvorstadt-West gelegen, wird durch die Münchner Straße
durchschnitten. Tangierende Straßen sind die Georg-Schumann-Straße.,
Hübnerstraße und die George-Bähr-Straße. Der Platz liegt im Raum der
Technischen Universität Dresden. Zu erreichen ist der Münchner Platz mit
der Straßenbahnlinie 3 (Wilder Mann - Coschütz), wo sich auch eine
gleichnamige Haltestelle befindet. Verkehrstechnisch hat der Platz keine
sehr große Bedeutung, historisch sieht es wesentlich anders aus.
Auf beiden Seiten bestimmen zwei, große gepflegte Grünflächen den
Platz. In der Mitte der Hauptstraße befindet sich ein Fußweg und
unmittelbar parallel daneben verlaufen die Schienen der Straßenbahn. Der
genannte Fußweg ist der am häufigsten vermessene Straßenzug in Dresden
sein, denn Studenten müssen im Rahmen ihres Studiums das Vermessen eines
Areals auch einmal in praktischer Form üben.
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Blick auf
den Münchner Platz.
Rechts von diesem Bild befindet sich die |
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ehemalige
Gerichts- und Untersuchungshaftanstalt, heute
Lehr- und Verwaltungsräume der TU
Dresden. |
In nordwestlicher Richtung befindet sich ein Spielplatz mit Bänken,
welche zum
verweilen einladen, ein Sandrondell, gesäumt von Bäumen, Sträuchern und
gepflegten Blumenbeeten. An einer Sandsteinsäule mit Porträt-Relief ist zu lesen:
"Salvador Allende, Präsident Chiles, ermordet von einer
reaktionären Militärjunta am 11. September 1973". Der
sozialistische Politiker Salvador Allende Gossens (geb. 1908 in
Valparaiso) vertrat als Präsident der Unidad Popular - einer
Mehrparteien-Volksregierung - ab 1970 ein sozialistisches
Wirtschaftsprogramm der südamerikanischen Andenrepublik, wurde 1973 von
der Pinochet-Militärjunta gestürzt und kam bei der Erstürmung des
Präsidentenpalastes in Santiago de Chile ums Leben. Auf Grund der
politischen Ereignisse wurde der Platz in "Salvador-Allende-Platz"
umbenannt. Eine Rückbenennung in "Münchner Platz" erfolgte
Anfang der neunziger Jahre auf Beschluß der Stadtverordneten.
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Blick aus
Richtung
Lehr- und
Verwaltungsräume der TU Dresden |
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An der Ecke Münchner Platz/George-Bähr-Straße befindet sich heute eine
Bäckerei und Konditorei. Bis 1990 befand sich in ihren Räumen die
Gaststätte "Münchner Platz", welche im Volksmund auch
"Meineidschänke" genannt wurde, was dem mächtigen Gebäude am
Platzende geschuldet ist, welches als Landgericht eine traurige Berühmtheit
erlangte. Der wuchtige Bau, wo einst Justitia Recht/Unrecht sprach,
entstand 1903 bis 1907 unter der Leitung des Architekten Oskar Kramer als
Gerichts- und Untersuchungshaftanstalt. Durch anglo-amerikanische Bomber
wurde das Objekt teilweise zerstört. In dem Gebäude wurde auch
Hinrichtungen mittels Fallbeil durchgeführt. Von 1933 bis 1945 mußten
etwa 1000 Menschen hier ihr Leben lassen, vorwiegend waren es Slowaken und
Tschechen, welche der faschistischen Justiz zum Opfer fielen. Unter den
Opfern befanden sich auch die deutschen KPD-Funktionäre und
Widerstandskämpfer Kurt Schlosser und Georg Schumann, dessen Namen der
Bau "Mahn- und Gedenkstätte am Münchner Platz" heute trägt.
Nach dem zweiten Weltkrieg sind im Richthof auch Todesurteile der
stalinistischen Justiz vollstreckt worden. Im Judenhof verweisen eine
Gruppenplastik des Bildhauers Arndt Wittig und eine Steinplatte an der
Stelle des Richterblocks auf die grausame Geschichte, an die auch sechs
ehemalige Todeszellen erinnern. Heute befinden sich im Georg-Schumann-Bau
Lehr- und Verwaltungsräume der Technischen Universität Dresden.
Der Münchner Platz ist nach der bayrischen Metropole benannt. Die Isar an
der gelegene Stadt hat etwa 1,23 Millionen Einwohner, avancierte zu einer der wichtigsten
Bildungs-, Industrie- und Kulturzentren des Freistaates Bayern und der
Bundesrepublik Deutschland.
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